28 August 2025

Die OBBBA und ihre Auswirkungen auf Projektlaufzeiten und Investitionskosten (CapEx) im Überblick

Die OBBBA und ihre Auswirkungen auf Projektlaufzeiten und Investitionskosten (CapEx) im Überblick

​Einleitung

Während der Inflation Reduction Act (IRA) die Entwicklung von Wind-, Solar- und Batteriespeicherprojekten (BESS) in den USA durch bundesweite Förderpolitik unterstützte, schwächt der One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) diese Wirkung ab – er beschleunigt das Auslaufen von Steuergutschriften und verschärft Bau- sowie Lieferkettenregeln.

Kurzfristig müssen erfolgreiche Projektentwickler diese neuen Herausforderungen meistern: strengere Definitionen für den Baubeginn und strengere Beschaffungsregeln. Mittel- und langfristig wird der Beweis, dass diese Technologien auch ohne staatliche Unterstützung erfolgreich sein können, das Investitionsargument nur stärken. Zudem sinken die Investitionskosten (CapEx) weiterhin, insbesondere bei Solar und Speicher. Das macht es wahrscheinlicher, dass Projekte mit diesen Technologien auch ohne bundesweite Steuervorteile wirtschaftlich tragfähig sind.

Dieser Artikel beleuchtet die Auswirkungen der durch die OBBBA eingeführten Änderungen. Das umfasst alle Risiken und Chancen, zeigt auf, wo die Zeitfenster für Steuervorteile am engsten sind, wie Beschaffungsentscheidungen die Wirtschaftlichkeit beeinflussen und was leistungsstarke Marktteilnehmer bereits tun.


​Zusammenfassung

  • Solar- und Windprojekte verlieren bis zu 8 Jahre Anspruch auf Steuergutschriften. Die Förderung endet nun bereits 2027, statt wie beim IRA 2035.
  • BESS-Zeitpläne bleiben unverändert. Speicherprojekte können bis 2033 die volle ITC erhalten, mit einer Reduzierung auf 75% in 2034 und 50% in 2035.
  • Neue Bauregeln streichen das 5%-„Safe Harbor“-Kriterium für Kapitaleinsatz. Früher reichte es, 5% der Projektkosten zu investieren. Nun müssen Entwickler echten, physischen Baufortschritt (z.B. Aushub, Montage) nachweisen.
  • FEOC-Regeln verschärfen die Beschaffung. Um die Steuervorteile zu erhalten, müssen Entwickler einen Mindestanteil der Projektkosten von nicht-verbotenen ausländischen Unternehmen (PFEs) beziehen – Lieferanten aus China, Russland, Iran oder Nordkorea sind ausgeschlossen. BESS-Projekte müssen ab 2026 mindestens 55% nicht-PFE-Anteil nachweisen, steigend auf 75% bis 2030. Für Solar und Wind gelten etwas niedrigere Schwellen, aber der Anspruch entfällt nach 2027 komplett.
  • Erfolgreiche Entwickler handeln kurzfristig, um Steuervorteile vor dem Auslaufen der Förderung oder Inkrafttreten der FEOC-Regeln zu sichern. Wer die Projektlaufzeit nicht beschleunigen kann, muss sorgfältig abwägen, ob sich der Vorteil der Steuergutschrift gegenüber etwaigen Mehrkosten durch nicht-PFE-Lieferanten lohnt.
  • Ein Lieferantenwechsel zur Sicherung der ITC ist sinnvoll, wenn die Mehrkosten tragbar bleiben. Bei 30% ITC darf der CapEx-Aufschlag für nicht-PFE-Lieferanten bis zu 42,9% betragen, bevor der Steuervorteil überschritten wird. Bei 50% ITC steigt die Schwelle auf 100%. Anders gesagt: Der Wechsel lohnt, wenn die Mehrkosten unter diesen Grenzen bleiben.

Timelines: Steuergutschriften für Batterien bleiben, Wind und Solar laufen bereits 2027 aus

Die unmittelbarste Auswirkung der OBBBA ist die Verkürzung des Zeitraums für bundesweite Steuervorteile bei Wind- und Solarprojekten.

Wind- und Solarprojekte können nach Dezember 2027 keine bundesweiten Steuergutschriften mehr erhalten. Das verkürzt das Zeitfenster für Neuprojekte effektiv um 6–8 Jahre im Vergleich zum IRA. Entwickler mit Projekten über diesen Horizont hinaus müssen die Wirtschaftlichkeit neu bewerten oder alternative Einnahmequellen finden.

BESS-Projekte hingegen behalten den ursprünglichen Zeitplan des IRA. Sie können weiterhin bis 2033 die volle ITC erhalten, mit einem Wert von 75% in 2034 und 50% in 2035.

Baubeginn: Neue Treasury-Vorgaben verschärfen Anforderungen für Wind und Solar

Neben kürzeren Zeitfenstern gelten für Solar- und Windprojekte neue Anforderungen an den Baubeginn (BOC).

Um sich für bundesweite Steuervorteile zu qualifizieren, muss ein Entwickler nachweisen, dass der Baufortschritt einen von der Bundesregierung definierten Schwellenwert überschritten hat.

Die aktuellen Treasury-Vorgaben nach der OBBBA verschärfen die Definition des Baubeginns.

Was bedeutet das für Entwickler? Solar- und Windentwickler stehen nun unter Zeitdruck. Während früher frühe Ausgaben ausreichten, um Steuervorteile zu sichern, zählt jetzt nur noch sichtbarer Baufortschritt.

  • Bis zum 2. September 2025 gelten die bisherigen IRA-Regeln. Entwickler können den Baubeginn durch das 5%-Kapitaleinsatz-Safe-Harbor oder durch den Physical Work Test nachweisen. Das heißt, entweder wurden 5% des Kapitals investiert oder mindestens 5% der Bauarbeiten abgeschlossen. Außerdem profitieren Entwickler vom vierjährigen Continuity Safe Harbor, der vier Kalenderjahre für die Inbetriebnahme gewährt. Beispiel: Bei Baubeginn im Mai 2025 muss das Projekt bis Ende 2029 in Betrieb sein.
  • Nach dem 2. September 2025 entfällt das 5%-Safe-Harbor-Kriterium. Nur noch klarer, vor Ort sichtbarer Baufortschritt (z.B. Fundamentarbeiten, Montage) zählt. Vorbereitende Maßnahmen wie Planung, Genehmigungen oder generische Beschaffung werden nicht mehr anerkannt. Arbeiten außerhalb der Baustelle können zählen, wenn sie maßgeschneiderte Komponenten für das Projekt betreffen. Der vierjährige Continuity Safe Harbor bleibt bestehen.
  • Nach dem 5. Juli 2026 müssen Projekte bis Ende 2027 in Betrieb sein – der vierjährige Puffer entfällt komplett.

FEOC-Regeln: Batterien müssen bis 2030 zu 75% nicht-PFE sein, Wind und Solar zu 60%

Die OBBBA bringt zusätzliche Einschränkungen durch die FEOC-Regeln (Foreign Entity of Concern), die auf Lieferanten aus China, Russland, Iran und Nordkorea zielen. Unternehmen aus diesen Ländern gelten als verbotene ausländische Unternehmen (PFEs).

  • BESS-Projekte müssen ab 2026 mindestens 55% der Kosten bei nicht-PFE-Lieferanten beziehen, um förderfähig zu sein. Die Schwelle steigt jährlich um 5% auf 75% bis 2030.
  • Solar- und Windprojekte haben etwas niedrigere Anforderungen ab 40%, aber da ihre Förderung 2027 endet, ist die langfristige Auswirkung begrenzt.

Konkrete Treasury-Vorgaben zur Berechnung stehen noch aus, aber die Richtung ist klar: Wer weiterhin auf chinesische Lieferketten setzt, riskiert den Verlust der Förderung. Entwickler müssen frühzeitig auf Diversifizierung setzen.

Bei Fragen zum Artikel oder zu den Auswirkungen der OBBBA auf Ihr Projekt wenden Sie sich an den Autor unter alex.dediego@modoenergy.com. Abonnenten von Modo Energy’s ERCOT Research können den vollständigen Bericht lesen.


Kosten und Steuervorteile abwägen: Wann sich ein Lieferantenwechsel lohnt

Entwickler stehen nun vor einer zentralen wirtschaftlichen Entscheidung: Sollen sie höhere Kosten für nicht-PFE-Lieferanten akzeptieren, um die ITC zu sichern, oder auf günstigere PFE-Lieferanten setzen und die Förderung verlieren?

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