In einem Webinar am 12. Februar 2024 kündigte National Grid ESO eine Umstellung der aktuellen 15-Minuten-Regel für Batteriespeicher auf eine 30-Minuten-Regel an. Diese Änderung soll am 1. März 2024 in Kraft treten. Die Umstellung könnte das Volumen, um das sich Batterien im Balancing-Mechanismus bewerben, verdreifachen und die Skip-Raten verbessern. Allerdings bringt sie auch neue Herausforderungen mit sich.
Im Operational Transparency Forum am 12. Februar gab National Grid ESO bekannt, dass das geplante Einführungsdatum auf den 11. März verschoben wird. Rückmeldungen zur Änderung werden per E-Mail an box.balancingprogramme@nationalgrideso.com erbeten.
Weitere Informationen zu dieser und anderen ESO-Änderungen, die Batteriespeicher betreffen, finden Sie hier.
Die 15-Minuten-Regel bestimmt derzeit, wie der Ladezustand der Batterie an die Leitstelle übermittelt wird
Batteriebetreiber übermitteln aktuell das Maximum Export Limit (MEL) und Maximum Import Limit (MIL) an die Leitstelle, um ihre verfügbare Energie anzugeben. Diese Werte basieren derzeit auf der maximalen Leistung, die für 15 Minuten bereitgestellt werden kann. Wenn sich der Ladezustand einer Batterie an die obere oder untere Grenze der verfügbaren Energie bewegt, verringert sich MEL oder MIL entsprechend.
Ab dem 1. März 2024 werden MEL und MIL angepasst, sodass sie die maximale Leistung für 30 Minuten abbilden.

Änderung vor Einführung der Balancing Reserve angekündigt
Der neue Balancing Reserve Service soll am 12. März 2024 starten. Dabei werden sogenannte „regulierende Reserven“ kontrahiert. Diese Energieeinsätze helfen, Ungleichgewichte zwischen Erzeugung und Verbrauch über längere Zeiträume als bei der Frequenzregelung auszugleichen.
Viele dieser Einsätze dauern 30 Minuten, und der Service verlangt von den vertraglich gebundenen Anlagen, dass sie Abrufe dieser Länge liefern können. MEL und MIL werden auch zur Überwachung der Verfügbarkeit und zur Leistungsmessung verwendet.
Dies stellt eine Herausforderung für Batterien dar, die diesen Service erbringen. Die 15-Minuten-Regel bedeutet, dass die Leitstelle sie jeweils nur für bis zu 15 Minuten abrufen kann. Außerdem könnte ihre Energieverfügbarkeit für 30-minütige Abrufe nicht über MEL und MIL gemessen werden.
Die Umstellung auf die 30-Minuten-Regel löst diese Probleme für Batterien, die am neuen Service teilnehmen möchten.
Die Änderung könnte eine Hauptursache für hohe Skip-Raten beheben
Der Großteil der im Balancing-Mechanismus abgerufenen Energie betrifft Einsätze, die länger als 15 Minuten dauern, wobei 30 Minuten die häufigste Abrufdauer sind. Die 15-Minuten-Regel hat daher die Einsatzmöglichkeiten für Batterien eingeschränkt.
In der ersten Hälfte des Jahres 2023 waren 76 % der im Balancing-Mechanismus abgerufenen Energieeinsätze länger als 15 Minuten.

Die Umstellung auf die 30-Minuten-Regel bedeutet, dass Batterien künftig an einem deutlich größeren Anteil der Abrufe im Balancing-Mechanismus teilnehmen können.
Die Änderung bringt neue Herausforderungen und Probleme mit sich
Die Umstellung auf die 30-Minuten-Regel eröffnet Batteriespeichern zusätzliche Einsatzmöglichkeiten, hat aber auch folgende Konsequenzen:
- Alle Betreiber müssen ab dem 1. März ihre MEL- und MIL-Berechnungen sowie Dateneinreichungen anpassen.
- Die insgesamt im Balancing-Mechanismus verfügbare Batterie-Leistung wird durch diese Änderung sinken. Grund ist, dass Batterien mehr Zeit innerhalb der 30-minütigen oberen oder unteren Energiegrenzen verbringen als bei der 15-Minuten-Regel.
- Kurzzeitsysteme mit einer Dauer von weniger als einer Stunde könnten durch diese Änderung benachteiligt werden. Sie können ihre volle Verfügbarkeit im Balancing-Mechanismus deutlich seltener anbieten.
Dies ist eine Übergangslösung bis zum Abschluss von GC0166
National Grid ESO hat im November einen Vorschlag für eine neue Grid Code-Änderung eingereicht: ‘GC0166: Einführung neuer Balancing-Programm-Parameter für Anlagen mit begrenzter Dauer’. Ziel ist es, eine langfristige Lösung für die Kommunikation des Ladezustands von Batterien mit der Leitstelle zu finden.
Die Grid Code-Anpassung soll noch in diesem Jahr zusammen mit Änderungen auf der Open Balancing Platform umgesetzt werden. Dann können Batterien für längere Zeiträume abgerufen werden, ohne die Nachteile der bisherigen MEL- und MIL-Methodik.
Auch an anderer Stelle werden Maßnahmen zur Verbesserung des Bulk-Dispatch von Batterien ergriffen
Im Webinar erläuterte National Grid ESO weitere laufende oder geplante Änderungen.
- Eine unabhängige Analyse der Skip-Raten für die ESO wird Ende Februar erwartet und soll im März veröffentlicht werden.
- 75 % der Batterieanweisungen erfolgen mittlerweile über die OBP, was 50 % der abgerufenen Energie entspricht.
- Es wurden Verbesserungen bei der Planung für Batteriespeicher umgesetzt, darunter eine bessere Schätzung der zukünftigen Verfügbarkeit von Batterien.
- Ein zusätzlicher Balancing-Ingenieur wurde dem Leitstellen-Team hinzugefügt, um die Nutzung der Open Balancing Platform und den Bulk-Dispatch für Batterien zu unterstützen. Dies gilt zunächst für einen Zeitraum von drei Wochen ab dem 5. Februar.