Am 30. September fand in Europa die erste Day-Ahead-Auktion mit 15-Minuten-Auflösung statt.
Nach jahrelanger Vorbereitung ist dies nun der Standard für den Stromhandel in Europa. Die 15-minütige Granularität ist nicht mehr nur dem Intraday-Markt vorbehalten.
Doch der erste Durchlauf brachte einige Überraschungen mit sich. Welche Signale können Händler, Anlagenbetreiber und Investoren aus dem ersten Handelstag unter dem neuen Regime mitnehmen?
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1. Das Zickzackmuster überstand die erste Day-Ahead-Auktion
Viele erwarteten, dass die erste 15-Minuten-Day-Ahead-Auktion das typische „Zickzack“-Preismuster des Intraday-Marktes glätten würde.
Das ist nicht passiert.
Während der Solar-Rampe lag das letzte Viertel jeder Stunde weiterhin unter dem ersten Viertel der nächsten Stunde – das vertraute Zickzackmuster entstand erneut.
Im alten stündlichen Day-Ahead-Design wurde der Intraday-Markt genutzt, um Blockgebote in Rampen zu „korrigieren“, was oft in beide Richtungen zu Übertreibungen führte.
Viertelstündliche Day-Ahead-Produkte sollten das eigentlich beheben – doch das Muster blieb bestehen.
Warum? Kauf- und Verkaufsmengen stimmen im Day-Ahead-Markt nie exakt überein, es bleibt ein „Übergebot“. Bei engem Marktumfeld treibt das die Preise in bestimmten Viertelstunden nach oben – und erzeugt wieder das Zickzackmuster.
2. Thermische Gebote verankern die Preise weiterhin an der vollen Stunde
Erneuerbare können nun direkt in 15-Minuten-Intervallen bieten, sodass die Solar-Rampe theoretisch glatter verlaufen sollte. Die ÜNBs (die einen großen Teil der deutschen Solarproduktion verkaufen) sind schnell auf die 15-Minuten-Vermarktung umgestiegen.
Doch Blockgebote, die weiterhin von thermischen Kraftwerken dominiert werden, halten die Preise an stündliche Schritte gebunden.
Ungefähr die Hälfte der thermischen Mengen wurde weiterhin als Stundenblöcke angeboten. Akzeptierte Gebote sinken am Ende jeder Stunde stark ab – unabhängig vom zugrunde liegenden Solarprofil.
Thermische Erzeuger bieten in Blöcken, um „im Geld“ zu bleiben – sie vermeiden die Kosten eines Starts für nur eine Stunde oder gar nur ein Viertelstunde.
Wenn diese Blockgebote „in-merit“ zum Zuge kommen, bestimmen sie die Angebotsform für die ganze Stunde. Die Preise spiegeln dann die durchschnittlichen Kosten des thermischen Betriebs wider, auch wenn das Kraftwerk nur in bestimmten Intervallen wirklich gebraucht wird.
Mit der Zeit könnte eine intelligentere Nutzung der 15-Minuten-Gebote das ändern. Wenn thermische Kraftwerke Gebote abgeben, die mit der Solar-Rampe harmonieren – also auf jeder Viertelstunde enden, nicht starr auf der vollen Stunde – sollte das Zickzackmuster abflachen.
3. Auktionsvolumen sinken in IDA 1
Die gehandelten Mengen in der ersten Intraday-Auktion (IDA 1) sind zurückgegangen. Sie findet nur drei Stunden nach Day-Ahead statt und wird hauptsächlich genutzt, um erneuerbare Produktionsprofile anzupassen. Mit Viertelstundenprodukten können Teilnehmer ihre Positionen nun schon im Day-Ahead-Markt glatter ausrichten, wodurch der Bedarf an IDA 1 sinkt.
Die zweite Intraday-Auktion (IDA 2) dient stärker zum Ausgleich auf Basis von Prognoseänderungen. Diese Rolle wurde durch das neue Day-Ahead-Design kaum beeinflusst.
Die Day-Ahead-Volumina sind leicht gestiegen, aber nicht genug, um eine strukturelle Veränderung zu markieren.
4. Kontinuierliche Intraday-Volumina bleiben hoch
Trotz der Umstellung auf 15-Minuten-Day-Ahead-Produkte hat sich die Liquidität im kontinuierlichen Intraday-Handel (IDC) kaum verändert. Am 1. Oktober wurden im IDC etwa 900.000 Geschäfte abgewickelt – ähnlich wie im September-Durchschnitt.
Warum? Die Treiber für die IDC-Aktivität sind andere:
- Prognosen ändern sich im Tagesverlauf ständig, was kontinuierlichen Ausgleich erzwingt.
- Liquiditätsanbieter – von nicht-physischen Händlern bis zu Batterieoptimierern – handeln große Volumina, um Spreads und Optimierungschancen zu nutzen.
Mit anderen Worten: Der Wechsel zu 15-Minuten-Day-Ahead-Auktionen verringert nicht den Bedarf an Intraday-Flexibilität. Für Händler bleibt der Intraday-Handel die erste Adresse, um Positionen feinzujustieren und Mehrwert zu generieren.
5. Batterien sind ideal für 15-Minuten-Flexibilität
Langfristig bringt die 15-Minuten-Granularität schärfere Preissignale, mehr Volatilität und deutlich mehr Komplexität in den Day-Ahead-Markt – mit 96 Abrechnungsperioden pro Tag statt 24.
Für Batterien bedeutet das:
- Mehr Day-Ahead-Volatilität = mehr Chancen. Viertelstundenspannen erzeugen kurzlebige Preisspitzen und -täler, die Speicher besser nutzen können als jedes andere Asset.
- Bessere physische Passung. Batterien arbeiten ohnehin auf sehr kurzen Zeitskalen – jetzt wird diese Agilität auch im Day-Ahead-Markt belohnt.
- Intraday-Handel bleibt wichtig. Der kontinuierliche Intraday-Handel bleibt eine zentrale Erlösquelle. Batterien können weiterhin ihre Volumina im IDC optimieren und umschlagen.
Das Fazit: Die Reform ist keine Bedrohung für Batterien – sie macht es aber umso wichtiger, Modellierung, Prognose und Risikomanagement auf dieser neuen Granularitätsebene zu betreiben.






