Im November 2023 hat National Grid ESO einen Vorschlag für eine Änderung des Grid Codes veröffentlicht: ‘GC0166: Einführung neuer Ausgleichsprogramm-Parameter für Anlagen mit begrenzter Einsatzdauer’.
Diese Änderung soll eine verbesserte Datenkommunikation zwischen Speicheranlagen und der Leitwarte ermöglichen. Sie ist der Mechanismus hinter den „neuen Energiespeicherparametern“ – eine der wichtigsten Verbesserungen im Rahmen des Open Balancing Platform Programms, das darauf abzielt, die „15-Minuten-Regel“ effektiv abzuschaffen.
Doch was bedeutet das für Batteriebetreiber und wie könnte es längere Batterieeinsätze im Balancing Mechanismus ermöglichen?
Derzeit begrenzt die „15-Minuten-Regel“ Batterien im Balancing Mechanismus auf kurze Einsätze
Der Grid Code definiert die Datenflüsse zwischen netzgebundenen Anlagen und der Leitwarte. Aktuell enthält dieser Standard keine Bestimmungen, die es Speichern erlauben, ihren Ladezustand oder ihre verfügbare Energie an die Leitwarte zu übermitteln.
Beim Abruf dieser Anlagen nutzt die Leitwarte stattdessen einen Umweg – sie verwendet das Maximum Import Limit (MIL) oder Maximum Export Limit (MEL) der Anlage.
Der Grid Code definiert diese Werte als die maximale Leistung, die eine Anlage zu einem bestimmten Zeitpunkt importieren oder exportieren kann. Batterien nutzen diesen Wert, um mitzuteilen, wie viel Leistung sie für einen Zeitraum von 15 Minuten importieren oder exportieren könnten.
So kann die Leitwarte Anlagen für kurze Zeiträume abrufen und sicherstellen, dass sie innerhalb ihrer Ladezustandsgrenzen liefern können. Über die Verfügbarkeit darüber hinaus hat die Leitwarte keine Sicht, weshalb Batterien derzeit nicht für längere Zeiträume abgerufen werden. Zwar können Batterien ihre MEL- und MIL-Werte neu deklarieren, wodurch eine Verlängerung des Abrufs möglich wäre, doch in der Praxis geschieht dies selten.
ESO schlägt zwei mögliche Lösungen für längere Einsätze vor
Der aktuelle Vorschlag zur Änderung des Grid Codes legt nicht fest, wie ESO technisch längere Einsätze ermöglichen wird. Daran wird derzeit aktiv gearbeitet und bislang wurden zwei verschiedene Ansätze vorgeschlagen:
1. Direktes Auslesen des Ladezustands aus dem SCADA-System der Anlage
Beim ersten Ansatz stellen Anlagenbetreiber ESO einen Datenfeed aus den Überwachungssystemen ihrer Batterien zur Verfügung. Es könnten zudem maximale und minimale Ladezustände festgelegt werden, um beispielsweise Zellgarantien einzuhalten.
ESO könnte diese Ladezustandsdaten nutzen, um die Verfügbarkeit für Gebote und Angebote abzuleiten. Allerdings müsste die Leitwarte dabei Annahmen zu Effizienz, Kapazität (die durch Ladezustand oder Temperatur reduziert sein kann) und weiteren Faktoren treffen.
2. Ermöglichung der Deklaration von Maximum Deliverable Bid (MDB) und Maximum Deliverable Offer (MDO)
Alternativ könnte ESO den Grid Code so anpassen, dass Batteriebetreiber die Gesamtenergiemenge, die sie für Gebote und Angebote verfügbar haben, deklarieren können.

Beispielsweise könnte eine 50 MWh-Batterie, die auf 25 MWh geladen ist, ein MDB und MDO von 25 MWh deklarieren.
Die Leitwarte würde diese Werte aktualisieren, wenn sie die Batterie im Balancing Mechanismus abruft. Wird die Batterie beispielsweise für ein Angebot von 5 MWh abgerufen, würde das MDO auf 20 MWh und das MDB auf 30 MWh angepasst.
Vertraglich gebundene Kapazität in Frequenzregelungsdiensten würde entweder das MDB oder das MDO verringern, je nach Richtung des Dienstes. Betreiber müssen Volumen für diese Verträge reservieren, wenn dies erforderlich ist.
Wenn die Batterie beispielsweise 40 MW Kapazität in Dynamic Containment High kontrahiert, müsste sie 10 MWh Energie reservieren – genug, um diesen Dienst für 15 Minuten zu erbringen. Das MDB würde auf 20 MWh sinken, während das MDO unverändert bliebe.
Auch das Laden oder Entladen würde die MDO- und MDB-Werte verändern. Würde die Batterie am Großhandelsmarkt vollständig geladen, würde der Betreiber das MDO auf 50 MWh und das MDB auf 0 MWh setzen.
Austausch mit Stakeholdern läuft – Ihre Meinung ist gefragt
ESO hat im Rahmen der „Balancing Transformation - Storage Stakeholder Group“ aktiv zur Vorgehensweise konsultiert. Die Gruppe hat bisher die technischen Anforderungen der jeweiligen Ansätze, die Modellierung der Verfügbarkeit aus dem Ladezustand und die langfristige Planbarkeit diskutiert.
Eine Arbeitsgruppe wurde nun gebildet, die den Ansatz für die Grid Code-Änderung definieren wird. Diese Gruppe wird im April eine Konsultation zum vorgeschlagenen Vorgehen veröffentlichen. Anschließend wird im Juli eine Branchenbefragung erwartet. Hier haben Batteriebetreiber die Möglichkeit, die Ausgestaltung der Grid Code-Änderung mitzugestalten.
Ein Entwurfsbericht zur Änderung wird Anfang September erwartet. Die Umsetzung erfolgt 10 Werktage nach der Genehmigung durch Ofgem.
Insgesamt ist das potenzielle Ausmaß dieser Änderungen erheblich. Wir haben bereits gezeigt, dass eine Verlängerung der maximalen Abrufdauer von Batterien das Volumen der Einsätze, für die sie sich bewerben können, von 24 % auf 69 % des Gesamtvolumens erhöht. Im Rahmen der Open Balancing Platform könnte dies die Lebenszeiterlöse von Batterien um bis zu 20 % steigern.




