Im April veröffentlichte ESO seine neuesten Vorschläge zur Reform der Netzanschlüsse, die das Warteschlangenmanagement nun sowohl auf bestehende als auch auf neue Projekte ausweiten. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines weiterhin rasanten Wachstums der Anschlusswarteschlange: In den letzten sechs Monaten wurden 110 GW neue Kapazität in die Übertragungsnetz-Warteschlange aufgenommen.
Ofgem veröffentlichte als Reaktion ein offenes Schreiben, in dem Stellungnahmen von Interessensgruppen zu den Reformen erbeten werden. Antworten sollten bis spätestens Dienstag, den 7. Mai, an connections@ofgem.gov.uk gesendet werden.
48 GW Batteriespeicherkapazität sind in den letzten sechs Monaten zur Übertragungsnetz-Warteschlange hinzugekommen
Die ursprünglichen Reformvorschläge der ESO im Dezember bezogen sich nur auf neue Antragsteller. Die Netzanschluss-Warteschlange wächst jedoch weiterhin in einem 'beispiellosen' Tempo. Das hat ESO nun dazu veranlasst, die Reform auch auf die bestehende Warteschlange auszuweiten.
Im November 2023 lag die Übertragungsnetz-Warteschlange bei 400 GW, davon 72 GW aus Batterie-Energiespeicherprojekten. Ende April 2024 beträgt die Gesamtwarteschlange nun 510 GW, mit weiteren 200 GW in den Verteilnetz-Warteschlangen.

Von diesem Zuwachs in den letzten sechs Monaten entfallen 48 GW auf neue Batterie-Energiespeicherprojekte. Das bedeutet, dass sich nun 120 GW Batteriespeicherkapazität in der Übertragungsnetz-Warteschlange befinden. 62 % dieser Kapazität haben einen geplanten Anschluss nach 2030, einige Projekte sogar erst im Jahr 2038.
Die neuesten Vorschläge weiten den Netzanschlussprozess auf neue und bestehende Anträge aus
ESO veröffentlichte im Dezember 2023 ihren Final Recommendations Report zur Reform des Anschlussprozesses. Dieser Bericht schlug ein 'First Ready, First Connected'-Verfahren für neue Anträge vor (genannt 'TMO4'). In diesem Prozess durchlaufen Projekte zwei 'Gates', bevor ihnen eine Warteschlangenposition und ein Netzanschlussdatum zugewiesen wird.
In den aktuellen Vorschlägen schlägt ESO vor, diesen Prozess auch auf bestehende Anträge auszuweiten. Dies wird als 'TMO4+' bezeichnet. Erste Analysen der ESO deuten darauf hin, dass dieser Ansatz die Warteschlange halbieren und fortgeschrittenen Projekten frühere Anschlusstermine ermöglichen könnte.
Die ESO schlägt vor, TMO4+ ab dem 1. Januar 2025 einzuführen.
In ihrem offenen Schreiben unterstützt Ofgem die neuesten Vorschläge, macht aber auch deutlich, dass weitere Reformen notwendig sind, um das Ziel eines umfassenderen Anschlussprozesses vollständig zu erreichen.
Bestehende Projekte in der Warteschlange erhalten die Möglichkeit, direkt zu Gate 2 zu wechseln
TMO4 führte zwei formale 'Gates' für neue Projekte in die Netzanschluss-Warteschlange ein. Projekte können sich jährlich in einem bestimmten Zeitfenster für die Warteschlange bewerben. Nach einer ersten Prüfung erhalten sie im Gate 1 ein Angebot, basierend auf einer koordinierten Netzplanung.
Das zweite Gate bestimmt die Warteschlangenposition und bietet einigen Projekten die Möglichkeit, ihren Netzanschlusstermin vorzuziehen. Dieses zweite Gate wird ausgelöst, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, etwa gesicherte Grundstücksrechte und eingereichte Baugenehmigungen.

TMO4+ würde diesen Prozess auf bestehende Projekte in der Warteschlange ausweiten. Projekte, die bereits in der Warteschlange sind, erhalten die Möglichkeit nachzuweisen, dass sie die Kriterien für Gate 2 erfüllen. Ist dies erfolgreich, können sie einen beschleunigten Netzanschlusstermin beantragen oder ihren bestehenden Termin behalten.
Bestehende Projekte, die die Gate-2-Kriterien nicht erfüllen, erhalten ein neues, voraussichtliches Anschlussdatum. Diese Projekte können sich erneut für Gate 2 bewerben und bei Erfolg in die Warteschlange aufgenommen werden.
Reformen verändern bereits die Netzanschlusstermine – mit Gewinnern und Verlierern
Seit Beginn der Anschlussreformen im Jahr 2023 haben sich die Netzanschlusstermine einiger Projekte geändert. 778 MW an Batterie-Energiespeicherprojekten konnten ihren Netzanschlusstermin vorziehen – bei einigen Projekten sogar um bis zu zehn Jahre.
Gleichzeitig wurden 2,9 GW an Projekten nach hinten verschoben. 42 % davon nur um ein Jahr, aber einige Projekte mussten eine Verzögerung von bis zu zehn Jahren hinnehmen.

Diese Veränderungen beginnen insbesondere jenen Batterieprojekten zu nutzen, deren ursprüngliche Anschlusstermine weit in der Zukunft lagen. 324 MW an Projekten erhielten einen vorgezogenen Anschlusstermin für 2024 (bei einem Projekt eine Beschleunigung um 8 Jahre). Weitere 357 MW an Projekten erhielten neue Termine zwischen 2027 und 2028.





