Am 4. Juli 2024 hat das Vereinigte Königreich Labour zur Führung einer neuen Regierung gewählt. Zu den zentralen Versprechen im Wahlprogramm gehört die Beschleunigung der Klimaneutralitätsziele, mit deutlich mehr erneuerbarer Kapazität bis 2030. Doch wenn diese Ziele erreicht werden, welchen Einfluss könnte das auf Strompreise und Einnahmen aus Batteriespeichern haben?
Labour will die erneuerbare Kapazität bis 2030 auf 140 GW steigern
Labour setzt in seinem Manifest auf zwei zentrale energiepolitische Maßnahmen. Erstens die Verpflichtung zu einem klimaneutralen Stromnetz bis 2030. Zweitens die Gründung von Great British Energy. Dafür sollen in den nächsten fünf Jahren 8 Milliarden Pfund in Projekte für erneuerbare Energien fließen.

Zusätzlich zu diesen Zusagen hat Labour konkrete Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien gesetzt. Die Kapazität der Onshore-Windenergie soll verdoppelt, die der Solarenergie verdreifacht und die der Offshore-Windenergie vervierfacht werden – jeweils bis 2030.
Dies würde zu einer erneuerbaren Stromerzeugung von 140 GW bis 2030 führen, was 43 % mehr ist als im aktuellen Basisszenario von Modo Energy. Spezifische Zusagen für Batteriespeicher gibt es nicht.

In unserer Modellierung haben wir ausschließlich die Auswirkungen dieser beschleunigten Ausbauziele betrachtet – und nicht, was tatsächlich nötig wäre, um bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen oder wie sich zusätzliche Fördermittel auf den Ausbau auswirken könnten.
Gas-Kraftwerke (CCGT) erzeugen weniger, da Großbritannien mehr Strom exportiert
Der Ausbau der erneuerbaren Kapazitäten wird voraussichtlich vor allem durch eine Ausweitung der Contracts for Difference (CfD) gefördert. Erzeuger, die unter dem CfD laufen, haben faktisch Grenzkosten von null. Dadurch können sie im Großhandelsmarkt die meisten anderen Erzeugungsarten verdrängen, was 2030 zu einem Anstieg der erneuerbaren Erzeugung um 61 TWh führt.

Ein Anstieg der erneuerbaren Stromerzeugung führt dazu, dass Gas-Kraftwerke (CCGT) weniger Stunden laufen und sich die Stromflüsse über Interkonnektoren verändern – Importe nehmen ab, Exporte zu. Auch die Erzeugung durch andere thermische Kraftwerke, wie Drax, sinkt.
Durchschnittliche Großhandelsstrompreise sinken, während die Spreads ähnlich bleiben
Bis 2030 liegt der durchschnittliche Strompreis 47 % unter unserem Basisszenario, da günstige erneuerbare Energien einen größeren Anteil der Nachfrage decken. Ein Teil dieser Senkung wird für Verbraucher jedoch durch höhere Kosten des CfD-Systems ausgeglichen.

Die durchschnittlichen Preisspreads – also die Differenz zwischen maximalem und minimalem Strompreis pro Tag – steigen kurzfristig. Grund ist, dass Gaskraftwerke weiterhin die Spitzenpreise bei hoher Nachfrage setzen, während Erneuerbare die Minimalpreise drücken.
Bis 2030 ist jedoch genug erneuerbare Kapazität am Netz, um auch zu Spitzenzeiten die Nachfrage zu decken, was die täglichen Preisspreads verringert. Dadurch sinken die Spreads 2030 um 8 %.
Einnahmen aus Batteriespeichern steigen um 4 % durch beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien
Für eine Zwei-Stunden-Zwei-Zyklen-Batterie in den East Midlands steigen die abgezinsten Einnahmen bis einschließlich 2030 um 4 %. Dies liegt an kurzfristig höheren Großhandels-Spreads sowie einer Steigerung des Werts aus Balancing Mechanism und Systemdienstleistungen.

Die Dispatch-Rate im Balancing Mechanism steigt in den East Midlands im Labour-Szenario auf 11 %, verglichen mit 9 % im Basisszenario. Mehr fluktuierende erneuerbare Erzeugung erhöht den Bedarf an Systemausgleich durch Batteriespeicher.
Unsicherheiten bleiben, wie diese Ziele erreicht werden sollen
Es bleibt abzuwarten, wie Labour diese ehrgeizigen Kapazitätsziele erreichen will und ob sie ausreichen, um das Netz bis 2030 zu dekarbonisieren. Wahrscheinlichster Weg ist eine Ausweitung des CfD-Systems, wobei die Budgets für die sechste Vergaberunde demnächst bekanntgegeben werden.
Auch die Fortsetzung der Netzanschlussreform ist entscheidend. Hinzu kommen weitere Reformen bei der Planung, Investitionen in Übertragungsnetze und andere unterstützende Infrastruktur sowie der Ausbau der Fachkräftebasis.
Die Auswirkungen auf die Verbraucherpreise, die letztlich die Politik lenken könnten, hängen stark davon ab, wie diese Ziele umgesetzt werden. Zusätzliche erneuerbare Kapazitäten werden voraussichtlich zumindest teilweise subventioniert. Es braucht sowohl einen Ausbau des Übertragungsnetzes als auch mehr Netzstabilisierung. All diese Kosten schlagen sich zusammen mit den Großhandelspreisen auf die Stromrechnungen nieder.