13 June 2023

Netzanschluss-Warteschlangen: Wie werden die Vorschläge Batteriespeicher beeinflussen?

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Netzanschluss-Warteschlangen: Wie werden die Vorschläge Batteriespeicher beeinflussen?

Netzanschluss-Warteschlangen sind derzeit wohl das größte Problem für die Energiebranche in Großbritannien. Der Mangel an verfügbaren Netzanschlüssen verlangsamt oder verhindert sogar, dass Entwickler erneuerbare Energien (und Batteriespeicher) realisieren können.

Neil untersucht die potenziellen Auswirkungen von nicht-festen Anschlüssen auf Batteriespeicher.

Das Problem ist mittlerweile allgegenwärtig und hat es in die Mainstream-Medien geschafft. Publikationen wie The Economist, The Telegraph und die Financial Times haben kürzlich über Netzanschlüsse berichtet (sowie über einen generellen Bedarf an mehr Übertragungsinfrastruktur).

Laut einem aktuellen offenen Brief von Ofgem haben „über 40 % (120 GW) aller neuen Erzeugungskapazitäten mit Übertragungsnetzanschlussvereinbarungen heute Anschlussdaten für 2030 oder später“.

Im Februar kündigte National Grid ESO einen Fünf-Punkte-Plan zur Bewältigung der Warteschlangen an – „die größte Reform der Anschlussregeln seit 20 Jahren“.

Die meisten Projekte in der Warteschlange sollten dadurch frühere Anschlussdaten erhalten (teilweise bis zu zehn Jahre früher!), zusammen mit einer Reduzierung des Aufwands für Netzverstärkungen.

Die Herausforderung „Netzanschluss“

Ein „Netzanschluss“ ist die Kabelverbindung zwischen einem neuen Stromprojekt und dem Stromnetz. Diese Verbindung ermöglicht es, den erzeugten Strom zu Haushalten, Unternehmen und anderen Verbrauchern zu transportieren und zu verteilen.

Um einen Netzanschluss zu erhalten, müssen potenzielle Entwickler bestimmte Schritte durchlaufen. Während dieses Prozesses prüft der Netzbetreiber die Netzkapazität und den eventuellen Bedarf an Verstärkungsmaßnahmen für das Projekt. Anschließend unterbreitet der Netzbetreiber ein Anschlussangebot mit Angaben zu Kosten, technischen Anforderungen und einem voraussichtlichen Anschlussdatum. Das Projekt reiht sich dann in die Warteschlange ein.

Allerdings wächst die Kapazität der Projekte in dieser Warteschlange deutlich schneller, als Netzbetreiber sie abarbeiten können. Das führt dazu, dass viele Projekte Anschlussdaten weit in der Zukunft erhalten. Und in vielen Fällen werden Projekte, die weiter vorne in der Warteschlange stehen, womöglich nie realisiert.

Der Fünf-Punkte-Plan von National Grid ESO

1. Angebot einer „TEC-Amnestie“ für Vertragspartner

Das Transmission Entry Capacity (TEC) Register listet alle Übertragungsnetz-gebundenen Anlagen mit bestehenden Netzanschlüssen oder Anschlussvereinbarungen für zukünftige Anlagen auf. Derzeit reichen die Anschlussdaten im TEC-Register bis Oktober 2038. Das macht manche Projekte für Investoren unrentabel, da sie nicht 15 Jahre auf den Bau einer Anlage warten wollen.

National Grid ESO hat eine „TEC-Amnestie“ angeboten – Entwickler können die Warteschlange verlassen oder die Größe ihres Anschlusses reduzieren, ohne dafür bestraft zu werden. Die Amnestie endete am 30. April und es gingen Anträge im Umfang von 8,2 GW ein.

National Grid ESO prüft derzeit die eingereichten Anträge. Wenn Sie sich beworben haben, wird sich die ESO voraussichtlich im Juli mit dem Ergebnis für Ihr Projekt melden.

2. Überprüfung der Annahmen zur Projektumsetzbarkeit

Die ESO prüft und aktualisiert ihre Contract Planning Assumptions (CPAs). Bisher wird angenommen, dass die meisten Projekte in der Warteschlange realisierbar sind – tatsächlich sind es aber eher 30–40 %.

3. Die tatsächlichen Auswirkungen von Speichern auf das Netz neu berechnen

Aktuell werden Speicheranlagen bei Netzanschlussregeln wie Erzeugungsanlagen behandelt. Es wird angenommen, dass Speicher immer mit maximaler Leistung einspeisen.

In Wirklichkeit verhalten sich Speicher anders: Sie nehmen auch Energie aus dem Netz auf und speisen selten mit voller Leistung aus. Die ESO wird dies künftig berücksichtigen, wenn Batterien einen Netzanschluss beantragen. Dadurch sinkt der Bedarf an Netzkapazitätserweiterungen für Speicherprojekte und es wird Kapazität für andere Erzeugungsanlagen frei.

Das bedeutet, dass Speicherprojekte schneller ans Netz gehen können. Eine Maßnahme ist die Einführung von vorläufigen „nicht-festen“ Anschlussvereinbarungen für Speicherprojekte. (Mehr dazu in Punkt 5 unten.)

4. Entfernen von Netzanschlussverträgen für nicht realisierbare Projekte

Derzeit gibt es keine Möglichkeit, Verträge für Projekte zu kündigen, die nicht vorankommen. Die ESO hat eine Änderung des Connection and Use of System Code (CUSC) vorgeschlagen, die dies ermöglichen würde. Dies soll anhand einer Reihe von Meilensteinen gemessen werden, die Projekte erfüllen müssen, um in der Warteschlange voranzukommen. Ofgem hat den Vorschlag erhalten und prüft nun die Annahme.

5. Schnellere Netzanschlüsse für Speicherprojekte (gut) – durch nicht-feste Netzanschlussverträge (weniger gut)

Auf den ersten Blick scheint es positiv, dass Speicherprojekte schneller ans Netz gehen können. Es gibt jedoch Bedenken, wie nicht-feste Anschlussvereinbarungen funktionieren werden.

Derzeit haben Batterien in der Regel „feste“ Anschlussvereinbarungen. Das bedeutet, sie sind alleinige Nutzer ihrer Anschlusskapazität und können jederzeit mit voller Leistung importieren und exportieren.

Mit nicht-festen Anschlussvereinbarungen kann National Grid ESO die Einspeisung von Batterien ohne Entschädigung einschränken. In der Praxis dürfte dies zwar selten vorkommen, aber es erschwert es Batteriebetreibern, auf Basis aktueller Geschäftsmodelle eine tragfähige Kalkulation aufzustellen.

Zusätzlich gibt es Fragen, wie sich nicht-feste Anschlüsse auf die Fähigkeit einer Anlage auswirken, Netzdienstleistungen (wie Frequenzregelung) zu erbringen. Letztlich bleibt abzuwarten, ob Investoren sich mit nicht-festen Anschlussvereinbarungen anfreunden können.

Wie wirkt sich das auf geplante Co-Location-Standorte aus?

Während Batterien durch nicht-feste Anschlüsse schneller ans Netz gehen können, bleibt der Prozess für Erzeugungsanlagen langsamer. Das gilt auch für Co-Location-Standorte, z.B. Solar- und Speicheranlagen: Der Speicher kann schneller angeschlossen werden, die Solaranlage jedoch nicht.

Was wird sonst noch getan, um die Probleme bei Netzanschluss-Warteschlangen zu lösen?

Aktionsplan der Energy Networks Association

Im April hat die Energy Networks Association ihren dreistufigen „Sofortmaßnahmenplan“ zur Beschleunigung der Netzanschlüsse vorgestellt. Der vorgeschlagene Plan ähnelt stark dem von National Grid ESO, konzentriert sich aber auf Verteilnetze. Dazu gehört der Wechsel von einem „First come, first served“-Ansatz zu „First ready, first connected“ – Projekte, die Meilensteine erreichen, werden bevorzugt angeschlossen.

Gemeinsamer Aktionsplan von DESNZ/Ofgem

Das Department for Energy Security and Net-Zero (DESNZ) und Ofgem erarbeiten gemeinsam einen Aktionsplan, der im September erwartet wird. Dieser umfasst mehr als nur Netzanschlüsse, sondern legt auch den Fokus auf die Erhöhung der Übertragungskapazität und eine effizientere Nutzung bestehender Netzkapazitäten.

Möchten Sie Ihre Meinung einbringen?

Die Konsultation zur Netzanschlussreform von National Grid ESO ist jetzt online. Sie haben bis zum 28. Juli Zeit, Ihr Feedback abzugeben.